Wie das Mühlsteinrevier RheinEifel UNESCO-Welterbe werden will


Das Mühlsteinrevier RheinEifel möchte zukünftig zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Um in die Liste der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation aufgenommen zu werden, bemüht sich das Gebiet zwischen Mayen und Mendig mit dem Andernacher Hafenbezirk seit 2015 um die Auszeichnung. Warum das Mühlsteinrevier RheinEifel von seinem Potenzial überzeugt ist, was ein serielles Kulturgut ist und wie der aktuelle Stand der Bewerbung ist, erläuterte Dr. des. Nico Junglas im Rahmen eines Vortrages im Ratssaal der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm. Der zweite Teil der archäologisch-historischen Vortragsreihe, den die Verwaltung in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) nach der Corona-Zwangspause in diesem Jahr wieder veranstaltet, entführte das interessierte Publikum in die lange Geschichte der Mühlsteinproduktion in der Region.

Gleich fünf Gebiete mit unterschiedlichen Produktionsweisen und -epochen umfasst das Mühlsteinrevier RheinEifel. Auf dem Grubenfeld Mayen bauten die Menschen bereits in römischer und mittelalterlicher Zeit über Tage Basaltlava ab. In der Frühen Neuzeit ging man in Niedermendig zu einem untertägigen Abbau über, während zu Beginn der Industrialisierung das Grubenfeld Ettringen zu einem wichtigen Ort der Steingewinnung wurde. Kottenheim repräsentiert den Übergang von der Mühlsteinfertigung hin zur Werkstein- und Schotterproduktion Ende des 19. Jahrhunderts. Der Andernacher Hafenbezirk als fünfter Bestandteil des Reviers ist wesentlich für den überregionalen Handel mit den produzierten Mühlsteinen. Das gilt für den gesamten Zeitraum von der Römerzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert. „Gemeinsam stehen die fünf Bereiche für die Entwicklung eines großen, internationalen Mühlsteinreviers und bewerben sich daher als sogenanntes serielles Kulturerbe“, erklärte Dr. des. Nico Junglas im trotz des sommerlichen Wetters gut besuchten Ratssaal der VG. Bislang beinhaltet die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes keine Stätte der Mühlsteinproduktion. „7000 Jahre hat es kontinuierlich Reib- und Mahlsteinproduktion in der Osteifel gegeben, damit steht das Mühlsteinrevier für die Fortentwicklung dieser kulturellen Tradition“, sagte Junglas. Gleichzeitig zeigten die Standorte, wie geologische Gegebenheiten und technische Möglichkeiten sich gegenseitig beeinflussen. Der Wissenschaftler erläuterte, eine Vergleichsanalyse von 10 weiteren europäischen Stätten der Mühlsteinproduktion hätten gezeigt, dass der außergewöhnliche, universelle Wert des Mühlsteinreviers RheinEifel einzigartig ist. Die Darstellung der einzelnen Grubenfelder in Mayen, Mendig, Ettringen und Kottenheim sowie des Andernacher Hafens machten diese Einzigartigkeit deutlich.

Um als UNESCO-Weltkulturerbestätte anerkannt zu werden, müssen sich die Vorschläge zunächst auf nationaler Ebene durchsetzen. Das Mühlsteinrevier RheinEifel ist der im Herbst 2021 eingereichte Vorschlag des Landes Rheinland-Pfalz. Im vergangenen Jahr war der Fachbeirat der Kultusministerkonferenz in der Osteifel unterwegs. Nun liegt der Abschlussbericht des Beirats vor. „Im Oktober wird die Kultusministerkonferenz über die Aufnahme des Mühlsteinreviers in das deutsche Vorschlagskontingent zur Nominierung für die Welterbeliste entscheiden“, erklärte Junglas. Anfang 2024 geht die Liste dann an die UNESCO. Bis in der Osteifel tatsächlich ein Weltkulturerbe ausgezeichnet werden kann, wird es noch dauern: „Die Mühlen mahlen langsam“, so der Referent.

Für viele Fragen des interessierten und informierten Publikums stand Junglas gemeinsam mit Dr. Holger Schaaff vom LEIZA zur Verfügung. Auch der VG-Beigeordnete Günther Oster, der gemeinsam mit Sabine Simon von der Volkshochschule (VHS) der VG Weißenthurm die interessierten Bürgerinnen und Bürger begrüßte, brachte sich in die anschließende vertiefende Gesprächsrunde mit ein.

Der nächste archäologisch-historische Vortrag findet am 11. Juli 2023 um 18 Uhr statt. Unter dem Titel „Archäologie von ungeheurem Ausmaß“ berichten Dr. Angelika Hunold und Dr. Holger Schaaff über Neues aus dem römischen Töpferzentrum bei Speicher in der Südeifel.