Information und Emotion beim Unternehmerforum der Verbandsgemeinde Weißenthurm


Es war eine gelungene Mischung aus Information und Emotion: Beim Unternehmerforum der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm öffnete Unternehmer Andreas Hartkorn auf virtuell-aromatische Art und Weise die Tür zu dem Familienbetrieb Hartkorn Gewürzmühle. Offen und sehr persönlich erläuterte der Geschäftsführer in der Mülheim-Kärlicher Kurfürstenhalle seine Erfahrungen in Sachen Generationenwechsel und gab Anregungen zu Mitarbeitergewinnung und -motivation. Der Impuls mit ebenso großem Nutz- wie Unterhaltungswert sorgte für ersten Gesprächsstoff beim anschließenden Austausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Politik.

 

Inspirationen für erfolgreiches Unternehmertum sowie viele Ideen und Visionen wünschte sich der Bürgermeister der VG Weißenthurm, Thomas Przybylla, vom Unternehmerforum. „Ziel unserer Wirtschaftsförderung ist es, die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Unternehmerschaft zu fördern und gemeinsam mit der Politik den Standort VG Weißenthurm weiter zu entwickeln“, sagte Przybylla bei der Begrüßung. Die Veranstaltung, zu der die VG alle zwei Jahre einlädt, fand zuletzt 2019 statt. Coronabedingt musste das Forum 2021 ausfallen und konnte jetzt nachgeholt werden. „In der VG ist eine große wirtschaftliche Bandbreite vertreten, wir haben einen vielfältigen Mix aus Branchen, Betriebsgrößen und -formen und erleben, wie wichtig das Zusammenspiel von Erfahrung und Innovation sind“, erklärte Przybylla.

Ein typisches Beispiel für das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, in dem sich zahlreiche Unternehmen bewegen, ist die Hartkorn Gewürzmühle. Dass Andreas Hartkorn mit seiner Frau Simone heute in vierter Generation den stetig wachsenden Betrieb führt, ist nicht so selbstverständlich, wie es klingt. Denn in der Generation davor scheiterten die beiden älteren Söhne, bevor der Jüngste, Hartkorns Vater, übernahm. Inzwischen ist auch der erneute Wechsel vollzogen. „Damit die Nachfolge zwischen den Generationen gelingt, braucht es Mut und Vertrauen“, so Hartkorns Überzeugung, die von den persönlichen Erfahrungen in der eigenen Familie geprägt ist. Die Person, die den Betrieb übernimmt, müsse bereit sein, Konflikte auszutragen, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Die Person, die abgibt, brauche dagegen das Vertrauen, das Unternehmen bisher gut geführt zu haben, auch wenn die nachfolgende Generation andere Wege geht. „Entscheidend ist dabei, eine gute Balance zwischen Kontinuität und Kreativität hinzubekommen“, meint der Geschäftsführer. Damit ein mittelständisches Familienunternehmen zwischen großen Konzernen und hippen Startups „gut durch die Zeit“ kommt, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ausschlaggebende Faktor. Für Hartkorn kommt es angesichts der aktuellen nahezu Vollbeschäftigung darauf an, auch intern zu vertrauen: „Junge Leute mal machen lassen, ihnen Freiräume geben, auch wenn nicht alles gelingt“, schilderte Hartkorn seine Philosophie in bemerkenswerter Offenheit. Viele würden aufgeben, bevor sie wirklich gescheitert sind. Um die derzeit rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gewürzmühle zu motivieren, wirken nach den Erfahrungen des Unternehmers vor allem kleine Überraschungen wie beispielsweise ein Genesungspaket bei längerer Krankheit. „Die Unternehmenskultur, der Zusammenhalt muss stimmen“, sagte der 42-Jährige. Dazu könnten gemeinsame Weiterbildungen wie Sprachkurse, aber auch Events und Feste beitragen.

Noch emotionaler wurde es in der Kurfürstenhalle, als Hartkorn mit Hilfe zweier Ventilatoren Aroma verduftete und das Publikum buchstäblich am eigenen Leib spürte, welchen Einfluss Geruch hat: Da wurden bei vielen Erinnerungen an Kindheit und Weihnachtszeit wach. Außerdem erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Film Wissenswertes und Erstaunliches zu Vanille, Pfeffer und Muskatnuss.

Gesprächsstoff hatte Hartkorn reichlich für den anschließenden Austausch geliefert. Zudem nutzte die heimische Wirtschaft die Gelegenheit, in zwangloser Atmosphäre mit den Verwaltungsfachleuten, den politischen Vertretern und untereinander ins Gespräch zu kommen. „Das Unternehmerforum dient dazu, Netzwerke zu bilden, Synergien zu schaffen, aktuelle hiesige Themen zu diskutieren und den Wirtschaftsstandort gemeinsam voranzubringen“, fasste VG-Wirtschaftsförderin Kim Lachmann zusammen. Das ist bei dem Treffen in der Kurfürstenhalle, das die Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein und die Sparkasse Koblenz unterstützten, gelungen.