VG-Feuerwehr: 2021 mehr als doppelt so viele Einsätze wie im Vorjahr


Für die Feuerwehreinheiten der Verbandsgemeinde Weißenthurm war 2021 ein außergewöhnlich anspruchsvolles Jahr: Die Zahl der Einsätze ist von 592 im Jahr 2020 auf 1201 im vergangenen Jahr massiv gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. VG-Wehrleiter Arnd Lenarz nennt die Zahlen „heftig für eine Freiwillige Feuerwehr“. Insbesondere Großbrände haben 2021 stark zugenommen. Die derzeit 269 aktiven Feuerwehrfrauen und -männer waren aber auch vermehrt auf dem Rhein gefordert, bei Verkehrsunfällen im Einsatz und öffneten zahlreiche Wohnungstüren. Viele Verletzte konnten gerettet werden, aber es mussten auch Tote geborgen werden.

Zu den größten Einsätzen, die die Feuerwehr der VG 2021 leistete, gehört der Großbrand bei der Firma Rasselstein in Neuwied Ende März, wo die Einheiten einen Einsatzabschnitt zugewiesen bekamen: Es gelang den Feuerwehrleuten, zu verhindern, dass sich das Feuer von einer im Vollbrand stehenden,  riesigen Werkhalle auf benachbarte Hallen ausbreitete.

„Dafür haben wir einen Großteil unserer umfangreichen, hochklassigen Ausrüstung genutzt, konnten eigenständig für die komplette Löschwasserversorgung sorgen und gleichzeitig unter Atemschutz im Inneren mit drei Schaum- /Wasserwerfern vorgehen“, schildert VG-Wehrleiter Arnd Lenarz. 4.000 Liter Schaummittel und die hundertfache Menge an Wasser nutzten die Einheiten bei dem erfolgreichen Einsatz. Auch bei der Firma Ardagh in Weißenthurm bekämpfte die VG-Feuerwehr einen Großbrand, der während der Bauphase in einem großen Wasserrückhaltebecken ausgebrochen war. „Trotz sehr starker Rauch- und Flammenentwicklung konnte durch das sehr gute Zusammenspiel von rund 80 Einsatzkräften eine Ausweitung des Brandes und größerer Schaden optimal verhindert werden“, betont Lenarz.

Zu einem dramatischen Einsatz kam es im Juni in Mülheim-Kärlich: In der Annastraße hatte ein komplett im Vollbrand stehendes Wohnhaus Auswirkungen auf die angrenzende Grundschule. Zwar konnte die VG-Feuerwehr verhindern, dass die Flammen übergreifen, doch wegen der starken Rauchentwicklung musste die Schule evakuiert werden. „Gerade zu Anfang des Einsatzes, als noch nicht viele Feuerwehrleute vor Ort waren, war die Situation angespannt angesichts der Kinder und Lehrerschaft, deren Betreuung wir neben den Löscharbeiten auch noch übernommen haben“, erläutert Lenarz den Ablauf des nicht alltäglichen Einsatzes. Die vom dem Vollbrand ausgehende Rauchsäule war im gesamten Neuwieder Becken sichtbar.

Auch in der Grundschule Weißenthurm brannte es im Juni 2021 im Umkleidebereich der Turnhalle. Im Zwischendeck des Daches hatte sich unbemerkt ein Feuer entwickelt.  „Bei dem langanhaltenden, kräftezehrenden Einsatz konnten wir ein Übergreifen der Flammen auf die eigentliche Schulturnhalle erfolgreich verhindern, sonst wäre die Sporthalle und die angrenzende neue Mensa dem Feuer zum Opfer gefallen“, beschreibt Lenarz den auch wegen der äußeren Rahmenbedingungen schwierigen Einsatz: Die hochsommerlichen Temperaturen erschwerten den Feuerwehrleuten in diesem wie bei den anderen Großbränden die Arbeit. „Mit Schutzkleidung und 20 Kilogramm schweren Materials, im Innenangriff zusätzlich mit Atemschutz ist das eine echte Herausforderung“, betont der Wehrleiter und verweist darauf, dass die Einheiten auch außerhalb der VG im Einsatz waren. So gab es in Burgen eine Serie von Großbränden, die der Umweltzug Weißenthurm mit dem Spezialfahrzeug „Gerätewagen-Atemschutz/Strahlenschutz“ unterstützte und die vor Ort eingesetzten Feuerwehrkräfte mit einer Vielzahl von Atemschutzgeräten ausstattete.

Im Rahmen eines massiven Kellerbrandes in einem Weißenthurmer Gebäudekomplex mussten kurz vor Weihnachten sechs Personen über eine Drehleiter aus stark verqualmten Wohnungen gerettet werden. Fünf Bewohner des Komplexes erlitten Rauchvergiftungen. Die nahe gelegene Verbandsgemeindeverwaltung hatte im Ratssaal eine Betreuungsstelle für die rund 60 Betroffenen eingerichtet.

Neben den vermehrt aufgetretenen Großbränden bekämpfte die VG-Feuerwehr 2021 ungewöhnlich viele Kleinbrände. Bemerkenswert im vergangenen Jahr waren zudem gehäuft Situationen, in denen die Ehrenamtler noch während eines Einsatzes bereits weitere Alarmierungen zu Paralleleinsätzen erreichten. „Auch Einsätze auf dem Rhein haben sich 2021 gehäuft“, berichtet Lenarz von Bootsbränden, Havarien oder gekenterten bzw. manövrierunfähigen Booten. Eine regelrechte Serie erlebten die Feuerwehrleute in Bezug auf Wohnungstüren, die dringend geöffnet werden mussten, um den Betroffenen zu helfen. „Verdoppelt haben sich zudem die Drehleitereinsätze zur Unterstützung des Rettungsdienstes, wenn Personen aus Gebäuden, meist mit sehr engen Treppenräumen, transportiert werden mussten“, erklärt Lenarz. Die Zahl von Verkehrsunfällen, unter anderem mit Beteiligung von Lastkraftwagen, ist 2021 gestiegen. Gleiches gilt nach Auskunft des Wehrleiters für Einsätze in Verbindung mit Gefahrstoffen.

In die stark gestiegenen Einsatzzahlen des vergangenen Jahres sind die Einsätze wegen Hochwasser und im Ahrtal mit einbezogen, die etwa ein Sechstel ausmachen. Alleine im Ahrtal hat die Feuerwehr der VG Weißenthurm ab dem Unglücksabend am 14. Juli 2021 fast 7.500 Stunden Hilfe geleistet. „Insgesamt war das Jahr extrem herausfordernd für eine Freiwillige Feuerwehr, aber gemeinsam und mit der Unterstützung aller, die hinter den Zahlen stehen, haben wir es geschafft“, resümiert Lenarz.

Auch 2021 stand die Ausbildung unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Anfang des Jahres waren Übungen nur online möglich, später in Kleingruppen erlaubt.  „Im Laufe des Sommers durften die Einheiten wieder in kompletter Stärke und auch mehrere Feuerwehreinheiten gemeinsam üben“, berichtet der Wehrleiter. Aktuell können wegen der erneuten Beschränkungen nur Online-Übungen durchgeführt werden. „Grundsätzlich ist ein kompletter Impfschutz Voraussetzung, um am Feuerwehrdienst in der VG Weißenthurm teilnehmen zu können“, so Lenarz, der darauf verweist, dass die Impfquote der gesamten VG-Feuerwehr derzeit knapp unter 98 Prozent liegt. Ende des Jahres konnten zudem etliche Feuerwehrangehörige Booster-Impfungen erhalten: „Das macht deutlich, dass unsere Feuerwehrleute die Gefahr sehr ernst nehmen, sich impfen lassen und darüber hinaus freiwillig auf viele soziale Kontakte verzichten, um sich nicht der Gefahr einer Infizierung und dadurch einer eventuellen Ausbreitung in den Reihen der Feuerwehr, die zur kritischen Infrastruktur gehört, auszusetzen“.

Um den Brandschutz und die Sicherheit im Bereich der VG sicherstellen zu können, ist die Feuerwehr 2021 mit einem neuen, vierachsigen Wechselladerfahrzeug mit Kran ausgestattet worden. Zudem sind mehrere Rollcontainer, beispielsweise für Unwetter, Wald- und Vegetationsbrände oder Wasserbevorratung angeschafft worden, dazu Abrollbehälter für Boote und Mulden und eine Drohne. Auch die Gebäude wurden im vergangenen Jahr erweitert. So ist in Mülheim-Kärlich eine neue Halle mit sechs Stellplätzen entstanden, in Weißenthurm eine mit vier Stellplätzen und jeweils einem Schwerlastregal entstanden.