„Miss Bauamt“ geht: Marita Just verlässt nach fast 50 Jahren die VG Weißenthurm


Sie ist längst eine Institution in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Weißenthurm, gehört zu den erfahrensten Mitarbeiterinnen und beendet nun ihre außergewöhnliche Karriere: Marita Just geht nach fast fünf Jahrzehnten in den wohlverdienten Ruhestand. Kolleginnen und Kollegen verabschiedeten die Fachfrau ebenso herzlich wie Bürgermeister Thomas Przybylla.

Nach einer beeindruckenden Dienstzeit von fast fünf Jahrzehnten beendet Marita Just ihre berufliche Laufbahn. Als die Mülheim-Kärlicherin 1974 ihre Ausbildung begann, startete sie zunächst mit der damals sogenannten Dienstanfängerzeit. Auf die Idee, sich für eine Tätigkeit in der Verwaltung zu bewerben, hatte sie ein Anruf der Verbandsgemeinde in ihrer Schule gebracht. „Wer Lust dazu hatte, sollte sich melden, das habe ich gemacht“, erinnert sich Just. Trotz der Zusage einer Versicherung entschied sich die junge Frau für die VG, ließ sich nach drei Jahren an der damals eben neu eingerichteten Zentralen Verwaltungsschule Rheinland-Pfalz für die gehobene Laufbahn ausbilden und nahm anschließend eine Stelle in der Bauabteilung an. „Ein halbes Jahr habe ich Erschließungsbeiträge bearbeitet, bin dann in die Bauleitplanung gewechselt und geblieben“, berichtet die heute 65-Jährige. Mit Just starteten seinerzeit drei weitere Auszubildende, zwei davon blieben der VG genauso treu wie sie selbst. „Gemeinsam haben wir damals nebenher noch ein Verwaltungsdiplom erworben, saßen immer samstags gemeinsam in Koblenz in den Seminaren an der Verwaltungsakademie“, schildert Just.

Eingestellt hat Marita Just mit Wilhelm Massing der erste Bürgermeister, den die VG Weißenthurm nach ihrer Gründung 1970 hatte. Heute steht mit Thomas Przybylla der vierte Amtsinhaber an der Spitze der Verwaltung. Auch mit vier Bauamtsleitern hat Marita Just zusammengearbeitet. Der Bauleitplanung ist sie über die Jahrzehnte treu geblieben: „Das liegt mir und ist einfach meins.“ Bebauungspläne aufstellen, Bauanträge bearbeiten, Umlegungsverfahren begleiten war die letzten 40 Jahre und sieben Monate die Welt der engagieren Mitarbeiterin. Das Mitgestalten ist es, was Just begeistert: „Man sieht, wie sich etwas entwickelt, wie aus einer Grünfläche ein Zuhause oder ein Unternehmen wird“, erklärt sie und fügt hinzu: „Es ist ein toller Teilbereich mit einer spannenden Materie, in dem ich mich gut einbringen konnte.“ Ein weiterer Erfolgsfaktor für ihre Laufbahn: das Team. „Das Umfeld hat immer gestimmt, ich hatte super Kolleginnen und Kollegen, die Arbeit hat mir immer großen Spaß gemacht“, betont die angehende Ruheständlerin.

Im Laufe der Jahrzehnte ändert sich nicht nur immer wieder das personelle Umfeld, sondern auch die Rahmenbedingungen. Zahlreiche insbesondere technische Veränderungen hat Marita Just hautnah miterlebt. Die ersten knapp 20 Jahre ihrer Berufstätigkeit war das VG-Rathaus noch in der Weißenthurmer Pielau angesiedelt. Baupläne wurden noch mit der Hand gezeichnet, Schreibkräfte übertrugen Texte vom Diktiergerät auf Papier an mechanischen Schreibmaschinen, irgendwann gab es für das ganze Haus einen Kopierer im Keller und als das Fax kam, war das ein absolutes Highlight“, schmunzelt Just. Als die Verwaltung 1992 in das heutige Gebäude an der Kärlicher Straße zieht, wird vieles noch professioneller – und die VG wächst. Mehr Aufgaben, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehr Technik. Das macht sich auch in Justs Arbeit bemerkbar: „Bebauungspläne heute haben wenig mit den Unterlagen, die früher nötig waren, zu tun“, beschreibt die Fachfrau die aktuell nötigen, zahlreichen juristischen Fragen und Gutachten, die mit zum deutlich gestiegenen Verwaltungsaufwand für die Verfahren beitragen. Aber: „Die Stelle im Bauamt hat meinen Neigungen entsprochen, das war einfach meine Arbeit“, bekräftigt die zuletzt stellvertretende Fachbereichsleiterin.

Dass die Tätigkeit nicht nur ein Job, sondern Justs Berufung war, ist spürbar. Mit viel Freude und Herzblut setzte sie sich für die Bürgerinnen und Bürger ein, fand Lösungen. In unzähligen Sitzungen in den Städten und Ortsgemeinden sowie in den VG-Gremien stand Marita Just mit ihrer Fachkompetenz Rede und Antwort. Im Laufe der Jahrzehnte erlebte sie unterschiedliche Stadt- und Ortsbürgermeister mit ganz unterschiedlichen Charakteren, viele verschiedene Ratsmitglieder. In der Verwaltung war sie lange Jahre Gleichstellungsbeauftragte.

Marita Just steht mit ihrer Urkunde neben Bürgermeister Thomas Przybylla (links), Bauamtsleiter Gino Gilles (ganz rechts) und dem Vorsitzenden des Personalrates, Holger Pohling (2. von rechts). 

Für den Ruhestand hat sich Marita Just all das vorgenommen, wofür bislang die Zeit fehlte: Sich bewegen, wandern, Kurse besuchen, tanzen. Doch so ganz geht sie zum 1. März 2024 noch nicht: Um ihre Nachfolgerin einzuarbeiten, wird Just bis April noch zwei Tage ins VG-Rathaus kommen, damit der Übergang klappt, „denn das Bauamt liegt mir einfach am Herzen.“

Der Vorsitzende des Personalrates, Holger Pohling, überbrachte die besten Wünsche der gesamten Belegschaft für den bevorstehenden Ruhestand. Von Fachbereichsleiter Gino Gilles und Bürgermeister Thomas Przybylla gab es zum Abschied viel Wertschätzung und Dank. „Marita Just hat das Bauamt geprägt und die Verbandsgemeinde vorangebracht. Ihre Fachkompetenz, ihr Engagement und ihre positive Einstellung werden uns fehlen“, sagte Gilles. Auch Przybylla wünschte der verdienten Mitarbeiterin für den Ruhestand alles erdenklich Gute: „Mögen Sie die Zeit genießen, die Sie sich nun für sich selbst nehmen können. Und vielleicht schauen Sie ja ab und zu bei uns vorbei – wir würden uns freuen!